Interview mit dem Schwindelexperten Dr.Uso Walter zum Thema Schwindeltraining
Dr. med. Uso Walter ist niedergelassener Arzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde in Duisburg und Vorsitzender des Facharztnetzes HNOnet NRW. Er ist auf die Behandlung von Schwindelerkrankungen und Tinnitus spezialisiert. Er gehört zu dem Expertenteam, das gemeinsam mit der Gesellschaft für Elektronik und Design, dem Fraunhofer-Institut und der Uni Duisburg das EQUIVert-System mit dem Schwindeltrainer EQUIFit entwickelt hat. Mit seinem Startup mynoise GmbH bringt er im Frühsommer die Tinnitus-App Kalmeda auf den Markt (www.kalmeda.de ).
Wie ist die Idee für den Schwindeltrainer entstanden?
Patienten mit chronischem Schwindel oder Gleichgewichtsproblemen können durch Training lernen, ihre Beschwerden deutlich zu reduzieren und ihre Lebensqualität nachhaltig verbessern. Moderne Biofeedback-Verfahren, die hier am besten helfen, standen bisher aber nur in spezialisierten Kliniken zur Verfügung und das Training war dadurch mit einem erheblichen Aufwand verbunden. Das wollten wir ändern und haben daher ein Trainingsgerät entwickelt, das auch für den täglichen Hausgebrauch geeignet ist. Denn der Erfolg eines Trainings basiert letztlich immer auf Regelmäßigkeit.
Bei welchen Erkrankungen wirkt ein Schwindeltraining?
Ein Schwindeltraining bewirkt, dass die Gleichgewichtsregulation im Kopf sich verbessert. Ein Training ist daher grundsätzlich bei allen Gleichgewichtsstörungen wirksam. Aber es gibt natürlich graduelle Unterschiede. Je jünger der Patient und je leichter die Störung, desto schneller wirkt es. Ein durch Schäden im Innenohr verursachter Schwindel lässt sich auch besser als ein neurologischer behandeln.
Welchen Stellenwert hat ein Schwindeltraining bei der Behandlung von Gleichgewichtsstörungen?
Eine Schwindeltherapie ist immer eine Kombinationsbehandlung aus verschiedenen Bausteinen und der Stellenwert dieser Bausteine ändert sich im Verlauf der Erkrankung. In der akuten Phase sind Medikamente und eine Ruhigstellung des Patienten wichtig, je länger die Störung anhält, desto wichtiger wird dann die Mobilisierung und das Training. Dadurch lernt das Gehirn mit der Schädigung umzugehen und Schwindel und Koordinationsstörungen lassen sich reduzieren.
Was zeichnet denn das Schwindeltraining mit Equivert gegenüber anderen Verfahren aus?
Drei Dinge sind hier besonders wichtig: Erstens lässt sich dynamisch trainieren, das heißt mit realen Bewegungsmustern wie Gehen oder Drehen und nicht nur im Stehen. Zweitens kann mit geschlossenen Augen trainiert werden, was für den Lerneffekt besonders wichtig ist, da sonst das Sehen stabilisierend wirkt. Und drittens passt sich der Schwierigkeitsgrad der Übungen im Laufe des Programms an den individuellen Fortschritt an, was den Lerneffekt besonders groß macht.
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