Wenn Medikamente Schwindel machen

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Jeder, der schon mal ein Gläschen Wein zu viel getrunken hat, weiß, dass Schwindel nicht nur durch Krankheiten verursacht werden kann, sondern auch durch chemische Substanzen. Aber nicht nur Alkohol kann Schwindel und Gleichgewichtsstörungen verursachen. Viele Medikamente haben eine Wirkung auf das Gehirn oder das Herz-Kreislaufsystem und können mehr oder weniger starken Schwindel auslösen. Es lohnt sich also, bei chronischen Schwindelbeschwerden auch einmal einen Blick auf die Medikamentenliste zu werfen. Das gilt besonders bei älteren Patienten, die durch Vorerkrankungen geschwächt sind und häufig eine ganze Liste unterschiedlicher Tabletten nehmen.

Welche Mittel aber können Schwindel auslösen? Liest man sich die Beipackzettel durch oder sucht bei Google, bekommt man schnell den Eindruck, dass eigentlich jedes Medikament zu Schwindelbeschwerden führen kann. Aber ganz so schlimm ist es dann doch nicht: Vor allem zwei große Gruppen von Medikamenten sind hier zu nennen. Einmal die zentral, das heißt im Gehirn wirkenden Beruhigungs- und Antidepressionsmittel und zum anderen viele blutdrucksenkende Mittel.

In der ersten Gruppe sind es vor allem starke Beruhigungs- und Schlafmittel, die das Gehirn ähnlich wie Alkohol beeinflussen und die Gleichgewichtsregulation stören. Hier ist auch die Sturzgefahr besonders groß, so dass Patienten mit vorbestehenden Schwindelerkrankungen solche Medikamente strikt meiden sollten. Aber auch Antidepressiva, deren Gebrauch in den letzten Jahren aufgrund der steigenden Zahl von psychischen Erkrankungen ständig steigt, können diffuse Schwindelgefühle verursachen.

Bei den blutdrucksenkenden Mitteln können vor allem Betablocker und Entwässerungsmittel (Diuretika) Schwindelbeschwerden verursachen. Dieser entsteht durch eine Minderdurchblutung des Gehirns und macht sich meist als Unsicherheitsgefühl, „Schwarzwerden-vor-den-Augen“ und leichtes Taumeln bemerkbar.

Wesentlich seltener sind Schwindelbeschwerden aufgrund einer medikamentösen Schädigung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr. Aber auch hier können bestimmte Antibiotika (Gentamycin) oder Chemotherapeutika die empfindlichen Sinneszellen schädigen und so zu Gleichgewichtsstörungen führen.

Autor: Dr. med. Uso Walter (Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde)

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